„Ohne Mut geht nichts!“

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Shariff: 

„Ohne Mut geht nichts!“

Sie wollen das System vom Kopf auf die Füße stellen. Was bedeutet das und wie soll das gehen?

Robert Busch: Grundsätzlich ist es ja so, dass die erneuerbaren Energien in der Zukunft den Normalfall unserer Energieversorgung darstellen werden. Es ist das Ziel der deutschen Energiepolitik, dass die gesamte Energieversorgung erneuerbar wird. Es gibt heute daher nicht zu viele Erneuerbare, sondern zu wenig. Und dann ist es normalerweise in unserer Wirtschaftsordnung doch so, dass ein knappes Gut einen Preis hat und keine Subventionen braucht. Derzeit ist es aber umgekehrt. Das ist ein Paradoxon. Das liegt daran, dass wir aus der alten Zeit mit den Einspeisevergütungen des EEG arbeiten. Das EEG hat zur Technologieförderung viel gebracht. Nun sind die Erneuerbaren aber auf einem Bein schon wettbewerbsfähig. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass sie ganz von alleine stehen können. Es gibt verschiedene Überlegungen, wie man das machen kann. Eine ist ein CO2-Preis, der zeigt, dass erneuerbare Energien der richtige Weg sind und dass fossile Energien zunehmed zurückstehen müssen.

Also Sie sagen, dass nicht einfach die Förderungen aufhören sollen, sondern dass ein System geschaffen werden soll, das den realen Preis der verschiedenen Energieformen auch widerspiegelt?

Genau. Erneuerbare Energien sind CO2-frei und sie kosten selbst nichts. Allerdings muss man die Anlagen bauen und man braucht dafür die Fläche. Um die erneuerbaren Energien als Normalfall der Energieversorgung in den Markt zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist, das Ordnungsrecht zu nutzen, wie es die Holländer oder Norweger machen: Neue Heizungen müssen dort erneuerbar sein. Andere machen das mit Quotenmodellen. Wenn der deutsche Gesetzgeber nicht auf Ordnungsrecht setzt, sondern den Ausbau der Erneuerbaren über den Markt machen will, dann muss der Kunde einen anderen Grund haben, Erneuerbare anzuwenden, wenn er nicht altruistisch unterwegs ist. Der andere Grund ist der Preis. Dem Endkunden muss erkennbar sein, dass erneuerbare Energien die günstigsten Energien sind. Der erste Weg dahin ist beispielsweise ein CO2-Preis. Das kann man über den ETS-Handel, also den europäischen CO2-Zertifikatehandel, machen. Davon bin ich nicht der allergrößte Fan. Eine CO2-Steuer, die auch viel zügiger möglich wäre, würde schnell ein Signal senden, dass erneuerbare Energien die Energieform der Zukunft sind.

Es heißt oft, die mit PPAs finanzierten Großanlagen sind nur ein kleines Segmevnt Wie sehen Sie das?

Aktuell wird über den 52-Gigawatt-Deckel diskutiert. Solange dieser besteht, läuft die Einspeisevergütung bald aus. Viele Verbände setzen sich gerade dafür ein, dass der Deckel abgeschafft wird. Wie stehen Sie dazu?
Grundsätzlich muss man da mit einem „ja, aber“ antworten. Ein Deckel für Erneuerbare klingt ja wie ein Paradoxon, wenn man Erneuerbare zunehmend braucht. Das liegt natürlich daran, dass der Deckel innerhalb des bisherigen EEG-Systems existiert. „Ja, aber“ heißt: grundsätzlich muss der Deckel weg, aber man muss es dann etwas differenzierter betrachten. Heute bekommt jede eingespeiste Kilowattstunde automatisch eine Vergütung, egal ob es die Überschüsse aus einer Eigenversorgungsanlage sind oder die Anlage voll einspeist. Ein modernes Förderregime sollte die veränderten Geschäftsmodelle, also Volleinspeisung, Eigenerzeugung und Direktlieferung, abbilden und auf die verschiedenen Parameter, die die Rendite beeinflussen eingehen.

von: 
Steffen Landsberg