Ryanair eröffnet Basis in Frankfurt und Hahn
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Ryanair eröffnet Basis in Frankfurt und Hahn
FRANKFURT/PALMA. Der Mann mit der Pappe in der Hand hat eine Botschaft. Es missfällt ihm, dass die Billigfluglinie Ryanair jetzt auch in Frankfurt abhebt. Und deshalb ist er am Dienstagmorgen schon früh zum Terminal 2 gekommen und hält jetzt sein selbst gebasteltes Plakat mit der Aufschrift „Klimakiller Billigflieger!“ hoch. Der Mann protestiert still, die meisten Fluggäste blicken nur kurz zu ihm herüber. Sie müssen zum Gate eilen, denn in wenigen Minuten geht die Maschine nach Palma de Mallorca. Da bleibt einfach keine Zeit, sich mit Klimaschutz zu beschäftigen.
Flug FR4140 ist der erste der irischen Fluglinie Ryanair vom Frankfurter Flughafen. Um sieben Uhr beginnt die Reise. Kurz darauf hebt noch ein weiterer Ryanair-Flieger ab und bringt Passagiere ins südspanische Málaga. Insgesamt bietet die Airline jetzt aus Frankfurt vier Verbindungen an. Laut Ryanair könnten es von der Wintersaison an bis zu 20 Ziele sein, die die Gesellschaft aus Frankfurt bedient. Die Fluglinie will ihre Kunden mit niedrigen Preisen locken und zur Nummer zwei in Deutschland hinter der Lufthansa aufsteigen.
In dem Bus, der die Reisenden über das Vorfeld zur Boeing 737-800 bringt, ist ein Satz besonders oft zu hören: „Jetzt müssen wir nicht mehr extra nach Frankfurt- Hahn fahren.“ Für viele scheint es ein Gewinn zu sein, vom größten Flughafen Deutschlands aus billig reisen zu können. Das zieht sich durch alle Altersgruppen, aber auf den Weg nach Mallorca machen sich an diesem Morgen außerhalb der Saison nur wenige junge Leute. Die Ryanair- Passagiere sind diesmal vor allem ältere Urlauber, die sich eher den ruhigen Seiten der Ferieninsel zuwenden dürften. Kurz vor dem Abflug lässt ein Mann sich von seinem jugendlichen Sohn noch die Ryanair-App erklären. „Guck mal, Papa, das ist total leicht, du musst nur über den Bildschirm wischen.“ Überhaupt sei das mit der Discountfluglinie ja eine super Sache. „Die sparen an wenigen, aber den richtigen Stellen. Zum Beispiel bei der Werbung, die braucht eh keiner.“
Wer im Flieger Platz nimmt, merkt aber selbst bei einer Körpergröße von nur 1,75 Metern, dass wohl auch an anderen Stellen gespart wird: Die Knie drücken die gesamte Flugzeit von mehr als zwei Stunden an den Vordersitz, die Schultern der Sitznachbarn berühren sich ständig. 177 Passagiere sind an Bord, nur wenige Plätze sind leer geblieben. DerKaffee schmeckt passabel, kostet zusammen mit einem stillen Wasser allerdings auch sechs Euro. Eine Frau, die gerade von der Toilette zurückkommt, meint, dass das alles „verkraftbar“ sei „bei dem Flugpreis“. Also knapp 60 Euro für Hin- und Rückflug.
Das sieht Dieter Stolle anders. Er reist mit seiner Frau auf die spanische Insel, überzeugt ist er vom Angebot der Billig- Airline nicht. Er und seine Gattin hätten erst vergangenen Sonntag gebucht und 190 Euro pro Person gezahlt, berichtet er. „Das ist nicht mehr weit weg von Lufthansa- Preisen.“ Besonders gestört hat Stolle das Verhalten der Mitarbeiter am Checkin- Schalter. „Das war noch ein ziemliches Chaos.“ Und tatsächlich waren viele Passagiere erst spät am richtigen Gate angekommen, der Abflug verzögerte sich deshalb um einige Minuten.
Die Crew an Bord ist freundlich und bemüht sich um guten Service. Doch auch dort gibt es Schwierigkeiten. Drei Frauen und zwei Männer aus Spanien sprechen Englisch – und das stellt einige Passagiere vor Probleme. Einzig der erste Offizier grüßt auf Deutsch aus dem Cockpit. Allerdings sind die Durchsagen nur schwer zu verstehen. Aus den Lautsprechern dringt nur ein Scheppern, was später dazu führt, dass nur wenige Fluggäste etwas von der Verkaufsshow der Crew mitbekommen. Angeboten werden Parfüms und Lose, Letztere für einen guten Zweck, versteht sich.
„Das ist wie auf einer Kaffeefahrt“, sagt Dieter Stolle und kommt beim Anflug auf Palma erst richtig in Fahrt. Die ganze Ausstattung der Maschine sei doch ein Witz, sagt er und rüttelt an dem Tisch vor ihm, der sich nicht ganz herunterklappen lässt. Erst als der Flieger schließlich aufsetzt, verfliegt sein Ärger. Jetzt hat er endlich Urlaub. Es ist sonnig auf Mallorca. Nachdem die Urlauber den Flieger verlassen haben, startet die Boeing nach gut 30 Minuten wieder in Richtung Frankfurt. Diesmal sind nur 40 Passagiere an Bord, das entspannt die engen Verhältnisse in der Maschine etwas. Eine halbe Stunde bevor der Flieger zur Landung auf Rhein-Main ansetzt, bietet die Crew alkoholische Getränke an. Zur Feier des Erstflugs, wie ein Flugbegleiter scheppernd über das Mikrofon verkündet. Und dann, pünktlich um 12.30 Uhr, endet der erste Frankfurt-Einsatz von Ryanair. Ziemlich hart setzt der Flieger auf, die Passagiere schüttelt es ordentlich durch. Es ist, als wolle die Airline eine Botschaft senden: Wir sind endgültig in Frankfurt angekommen. LUKAS SCHÖNE
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