Sonni Hönscheid reitet schon Wellen, seit sie ein Kind war. Im Interview spricht die 12-fache Deutsche Surfmeisterin und 2-malige Weltmeisterin im Stand-up-Paddling über schwieriges Wetter und ihr schönstes Erlebnis auf dem Wasser.
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Sonni Hönscheid reitet schon Wellen, seit sie ein Kind war. Im Interview spricht die 12-fache Deutsche Surfmeisterin und 2-malige Weltmeisterin im Stand-up-Paddling über schwieriges Wetter und ihr schönstes Erlebnis auf dem Wasser.
sportslife: Sonni, etliche Fotos im Netz zeigen Sie im Bikini oder beim Surfen. Wir sind ziemlich neidisch auf Ihren Waschbrettbauch. Was tun Sie dafür?
Sonni Hönscheid: Das kommt ganz von alleine. Surfen oder besonders Stand-up-Paddeln ist ein super Ganzkörper-Workout, da ist wirklich jeder Muskel im Einsatz!
sportslife: Mit wie viel Jahren standen Sie das erste Mal auf dem Brett? Und seit wann beschäftigen Sie sich mit Stand-up-Paddling?
Sonni Hönscheid: Mein Vater war Profi-Windsurfer, wir sind mit ihm durch die ganze Welt gereist. Ich habe schon als Kind mit dem Boggie-Board – ein kleines Schaum-Board – in den Wellen rumgeturnt. Mit Wellenreiten habe ich erst mit 15 angefangen. Stand-up-Paddeln habe ich vor ca. fünf Jahren so richtig angefangen, vorher war ich nur mal so ab und zu.
sportslife: Was genau sind die Herausforderungen beim Stand-up-Paddling?
Sonni Hönscheid: Die größte Herausforderung beim SUP ist, mit verschiedenen Bedingungen zurechtzukommen. Jeder Tag ist anders – Wind, Strömungen, Wellen … Anfänger, Fortgeschrittener oder Profi – für jeden sind die Elemente die größte Herausforderung. Ich habe gerade gestern an einem Rennen hier auf Hawaii teilgenommen. Die Bedingungen waren extrem: riesige Wellen, die auf dem offenen Meer gebrochen sind, starker Wind, Regen … Diese Bedingungen zu meistern war eine riesige Herausforderung für mich. Aber ich habe es geschafft und gewonnen! (Lacht)
sportslife: Herzlichen Glückwunsch! Wie bereiten Sie sich auf so einen Wettkampf vor? Trainieren Sie dabei auch außerhalb des Wassers?
Sonni Hönscheid: Am meisten trainiere ich auf dem Wasser, mit Paddeln oder Wellenreiten. Sonst gehe ich ab und zu joggen oder Fahrrad fahren und mache etwas Yoga. Training auf dem Wasser ist Spaß für mich, es ist meine Leidenschaft und mein Leben. Ich brauche das Meer, um mich komplett zu fühlen. Ich bin süchtig nach Salzwasser. (Lacht)
sportslife: Sind die Bewertungen bei Wettkämpfen immer fair?
Sonni Hönscheid: Bei den Rennen ist es ziemlich klar: Wer zuerst ins Ziel kommt, hat gewonnen. Bei Surf Contests ist es anders, da wird von Punktrichtern bewertet, wie man eine Welle absurft. Da kommt es öfter mal zu unfairen Entscheidungen.
sportslife: Haben Sie einen Glücksbringer, den Sie bei Wettkämpfen dabei haben?
Sonni Hönscheid: Ich habe ein paar kleine Sachen, die ich immer mitnehme auf Reisen, aber eigentlich bin ich kein materialistischer Mensch. Ich glaube eher an positive Energie von meiner Familie und Freunden.
sportslife: Versuchen Sie mal, sich in einen Stand-up-Paddling-Anfänger hineinzuversetzen. Worauf sollte man unbedingt achten?
Sonni Hönscheid: Zum Anfangen ist das richtige Material entscheidend. Das Board sollte mindestens zehn Fuß lang sein und Volumen haben. Eine Leash – eine Leine am Fuß, die einen mit dem Board verbindet – ist Pflicht. Im glatten Wasser anfangen, Hinknien ist am Anfang erlaubt. Ideal ist es natürlich, wenn einen jemand beim ersten Mal begleitet, um einem gleich die richtige Technik zu zeigen und einen über Regeln, Gefahren etc. auf dem Wasser aufzuklären.
sportslife: Ist Stand-up-Paddling vergleichbar mit Snowboardfahren?
Sonni Hönscheid: Der Bewegungsablauf beim Paddeln ähnelt eher dem Cross-Country-Skiing. Snowboarden ist eher mit Wellenreiten vergleichbar.
sportslife: Gibt es für unterschiedliche Gewässer auch unterschiedliche Boards?
Sonni Hönscheid: Es gibt spezielle Open- Ocean-Boards für Downwinder (Paddeln in Windrichtung am offenen Meer, oft über längere Strecken, Anm. d. Red.). Dann gibt es Flachwasser-Boards, Stand-up-Paddling-Surfboards für die Welle und Inflatables, die in verschiedenen Bedingungen eingesetzt werden, wie Wildwasser, Flachwasser oder auch bei kleinen Wellen.
sportslife: Auch Ihr Vater und Ihre Schwestern surfen. Gibt es etwas, das Sie besonders gut können, bzw. haben Sie ein besonderes Ritual oder einen Tick, der Sie von Ihrer Familie unterscheidet?
Sonni Hönscheid: Ich kann einen 360° auf der Welle fahren. (Lacht) Dieses Manöver habe ich lange geübt und konnte es selber gar nicht glauben, als ich mich das erste Mal mit dem Brett auf der Welle drehte! Beim Wellenreiten ist es so, dass wir alle unseren eigenen Style haben, der uns voneinander unterscheidet.
sportslife: Wer sich wie Sie viel im Wasser auspowert, trifft sicher auch auf diverse Tierarten. An welche Begegnung erinnern Sie sich am liebsten zurück?
Sonni Hönscheid: Ich hatte viele wunderschöne Erlebnisse mit Tieren auf dem Wasser. Bei meinem ersten Malediven-Surftrip war ich alleine am Peak – das ist, wo die Welle anfängt zu brechen – und habe auf eine Welle gewartet. Auf einmal fing das Meer an zu kochen, sah jedenfalls so aus. Ich wusste nicht, was es war, es kam direkt auf mich zu, bis ich gesehen habe, dass es Delfine waren. Hunderte! Ein riesiger Schwarm. Sie haben mich umzingelt, ich bin unter Wasser getaucht und konnte sie sehen, hören … Beim Auftauchen kam die „perfekte Welle“, ich surfte sie bis zum Ende. Danach war ich zu Tränen gerührt, ich war überwältigt! Ich habe ein Bild zu dem Erlebnis gemalt: „Tears of Joy“ (zu finden unter tinyurl.com/m8uudgj, Anm. d. Red.).
sportslife: Sind Sie auch schon mal in eine lebensgefährliche Situation auf dem Wasser geraten?
Sonni Hönscheid: Brenzlig, aber nicht wirklich lebensgefährlich. Mein Vater hat mir alles über das Meer beigebracht. Ich fühle mich immer wohl im Wasser, auch bei größeren Wellen: ein Adrenalinkick gehört natürlich auch dazu. (Lacht) Aber wenn ich das Gefühl habe, die Situation gerät zu sehr außer Kontrolle, gehe ich lieber aus dem Wasser.
sportslife: Sie arbeiten gelegentlich auch als Surflehrerin. Was war das Witzigste, das Sie bei einem Ihrer Surfkurse erlebt haben?
Sonni Hönscheid: Bei einem Sommer-Surfcamp in Frankreich bin ich mit einer ganzen Gruppe von Mädels rausgepaddelt. Es war so warm, dass man im Bikini surfen konnte. Die Wellen waren zwar nicht groß, aber ich bin von einer so durchgewaschen worden, dass ich meinen Bikini verloren habe. Ich wollte mir als Surflehrerin natürlich nichts anmerken lassen und bin erstmal neben meinem Board geschwommen. Bis eins von den Mädels hinter mir mein Bikini-Oberteil in der Hand hielt und mich fragte, ob das zufällig mir gehöre. (Lacht)
sportslife: Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Möchten Sie vermehrt als Surflehrerin tätig sein?
Sonni Hönscheid: Meine beiden Schwestern und ich werden im Dezember wieder zusammen mit Chiemsee und Robinson ein Surfcamp in Agadir machen. Ein Fulltime-Job wäre es als Surflehrerin sicher nicht für mich, aber ab und zu macht es mir sehr Spaß, andere zum Surfen und Stand-up-Paddeln zu motivieren und es ihnen beizubringen oder sie zu verbessern.
Sonni, vielen Dank für das Interview!
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